Die Bibliothek der ICZ

Die Bibliothek, als Kulturgut von nationaler Bedeutung eingestuft, ist aus mehreren Buchkollektionen hervorgegangen und spiegelt damit auch die Geschichte der Juden in Zürich.

Die erste Sammlung bestand aus den Beständen der „Jüdischen Lesehalle mit Bibliothek“ (gegründet 1902 von der Zionistischen Ortsgruppe Zürich), mit vor allem jiddischer Literatur. 1914 kam die Bibliothek des akademischen Zionistenvereins „Hechawer“ dazu, mit Büchern über den Zionismus und Palästina. Seit 1923 wurde die Bibliothek durch den „Verein jüdische Bibliothek Zürich“ geführt. Mehrere kleine Bibliotheken wurden in der Folge integriert.

In den 30er Jahren wurden zahlreiche wertvolle jüdische Bücher aus Deutschland angekauft, um sie dem Zugriff der Nationalsozialisten zu entziehen.

1939 übernahm die ICZ die Bibliothek mit damals rund 2.500 Bänden. Es entstand so die einzige deutschsprachige jüdische Bibliothek, die in der Zeit des Holocaust weiter geöffnet blieb.

Ende der 40er Jahre übernahm der SIG (unter Vermittlung von Hanna Arendt) die von den Alliierten aufgefundenen Reste der Bibliothek des Jüdisch-Theologischen Seminars in Breslau. Die Sammlung blieb im Besitz des SIG und wurde zunächst zur Aufbewahrung zwischen den Gemeinden Genf, Zürich und Basel aufgeteilt. Mittlerweile befinden sich die Bestände  in der Bibliothek der ICZ  Es handelt sich dabei um rund 2.500 Titel, von denen einzelne bis ins 16. Jahrhundert zurückdatieren. Rund ein Viertel der Bücher stammt aus dem 18. Jahrhundert, rund die Hälfte aus dem 19. Jahrhundert. Es handelt sich dabei zum grössten Teil um halachische Literatur und aggadische Werke. Diese „Breslauer Sammlung“ stellt das Vermächtnis einer  in der Schoah zerstörten jüdischen Wissenschaftseinrichtung dar.

Die heute in der ICZ Bibliothek verfügbaren rund 60 000 Titel umfassen bedeutende Sammlungen, Enzyklopädien und Einzelwerke deutscher, hebräischer, englischer, französischer und jiddischer Sprache, eingeteilt in den Kategorien Belletristik, Wissenschaft (Judaica und Hebraica), Sachbücher, Bildbände, Jugendliteratur, vollständige Sammlungen von Zeitungen und Zeitschriften sowie Neue Medien.

Seit 2016 sind die Katalogdaten aller deutsch- und englischsprachigen Objekte des ICZ Bibliotheksbestandes über das Nationale Elektronische Verbundnetz der Schweizerischen Bibliotheken NEBIS (www.nebis.ch) online abfragbar. Die elektronische Erfassung der hebräischen und jiddischen Bestände ist im Gange.

Die laufend aktualisierten Belletristikbestände umfassen Werke jüdischer Autorinnen und Autoren sowie Bücher mit jüdischem Themenschwerpunkt. Der wissenschaftliche Bestand richtet sich an Forschende, Judaisten, Rabbiner, Theologen und Historiker d.h. Wissenschaftler wie auch Studierende verschiedener Fachrichtungen.

Die ICZ bewahrt einen wesentlchen Teil der Bibliothek des 1933 von den Nazis geschlossenen Breslauer Rabbinerseminars. Die nach dem Zweiten Weltkrieg durch Vermittlung der Philosophin Hannah Arendt in die Schweiz geretteten Bestände verteilte der Schweizerische Israelitische Gemeindebebund (SIG) ursprünglich auf die Bibliotheken der jüdischen Gemeinden in Zürich, Basel und Genf. Seit Herbst 2017 ist der Schweizer Bestand in der ICZ Bibliothek untergebracht. Der Katalog wird derzeit noch vervollständigt und demnächst über die ICZ Website elektronisch abrufbar sein. Weitere Teile der ehemaligen Breslauer Bibliothek befinden sich in den USA, in Israel, Mexiko und Russland. Die Breslauer Bibliothek umfasst grösstenteils religiöse Bücher. Zum sekulären Teil zählen philosophische, literarische und poetische Werke sowie zionistische und antizionistische Texte. Die Mehrheit der Breslauer Bücher ist in hebräischer Sprache abgefasst.

Die Bibliothek verfügt über eine Sammlung von über 3000 jiddischen Büchern. Sie wurde der Biblothek im Jahr 1996 von Herrn Marc Richter als Schenkung übergeben.

Link zur ICZ Bibliothek

http://www.icz.org/institutionen/bibliothek/


VPOD-Magazin, März 2022

Kerstin Paul „Nach links lesen“ von Christoph Schlatter


NZZ Geschichte, Januar 2021

Oded Fluss „Im Reich der Bücher“ von Lea Haller


Das Jubiläumsbuch der ICZ Bibliothek
„Quelle lebender Bücher“
75 Jahre Bibliothek der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich
Die Bibliothek der Israelitischen Cultusgemeinde beging im Dezember 2014 ihr 75-jähriges Jubiläum.
Aus diesem Anlass veröffentlichten die beiden Bibliothekarinnen ein ganz besonderes Buch. 75 Menschen, darunter 10 Künstlerinnen und Künstler, haben ihren ganz eigenen Text geschrieben, gezeichnet, gemalt, eine Grafik oder eine Radierung zu Ihrem Lieblingsbuch erstellt, das sich im Bestand der Bibliothek befindet. Bei der Wahl der Textsorte waren die AutorInnen frei; ein breites Angebot an vorgeschlagenen Lieblingsbüchern lag vor, darunter befanden sich Romane, Biografien, Gedichtbände, Sachbücher, Kunstbände, Zeitschriften, Kinderbücher, Bücher in deutscher, hebräischer, jiddischer, englischer und französischer Sprache sowie Nachschlagewerke. An der Leipziger Buchmesse wird das Jubiläumsbuch am Donnerstag, 12. März 2015 in den Räumen der Deutschen Nationalbibliothek vorgestellt werden.

Quelle lebender Bücher, Hardcover gebunden, 245 x 175 mm
272 Seiten, Abbildungen 4-farbig. Zu beziehen im Buchhandel oder in der ICZ Bibliothek.
Texte deutsch, CHF 37.50 / € 30.00, ISBN 978-3-905297-58-4